Intramolekulare Wasserstoffbrücken in Aminoamiden.

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(globales Minimum von 3-Aminopropionamid) (beta-Alanin mit Wasserstoffbruecke) Ein offenkundiger Unterschied der beiden Konformere von 3-Aminopropionamid und beta-Alanin mit der O-H···N-Brücke ist, dass ersteres das globale Minimum der Potenzialfäche ist, letzteres aber nicht. Das ist auf die energetisch ungünstige trans-Orientierung der COOH-Gruppe zurückzuführen, die für beta-Alanin eine Voraussetzung zur Bildung der Wasserstoffbrücke ist; die dafür nötige Energie wird durch die Wasserstoffbrücke nur zum Teil wettgemacht. Dagegen hat die CONH_2-Gruppe nur eine einzige stabile Anordnung, sodass die Stabilisierung durch die Wasserstoffbrücke voll zum Tragen kommt.

Abgesehen von diesem offenkundigen Unterschied ist die Stärke der beiden H···N-Brücken recht verschieden: N-H···N in 3-Aminopropionamid hat einen H···N-Abstand von 2,107 Å, was 78% der Summe der van der Waals Radien entspricht, O-H···N in beta-Alanin hat dagegen einen H···N-Abstand von 1,864 Å (69%). Auch wird die H-N-Bindung in 3-Aminopropionamid nur um 0.006 Å verlängert, die O-H-Bindung in beta-Alanin aber um 0,017 Å; die kleinste Potenzialbarriere der jeweiligen Konformere beträgt 12,1 kJ/mol im Aminoamid und 28,7 kJ/mol in der Aminosäure.

(3-Aminopropionamid, Struktur 4) Auch ein Vergleich der Torsion der COR-Gruppe in den gestreckten Konformeren zeigt große Unterschiede. Im Fall von 3-Aminopropionamid führt der Reaktionsweg über einen einzigen Übergangszustand nach einer Drehung von 180° zurück zum Ausgangskonformer. Für beta-Alanin mit der sterisch vergleichbaren trans-Anordnung der COOH-Gruppe werden dagegen sowohl für die symmetrische als auch für die asymmterische Stellung der Aminogruppe jeweils drei Konformere entlang dieser Reaktion gebildet. Für die symmetrische Anordnung der Aminogruppe sind diese Konformere entlang einer vollen Umdrehung der COOH-Gruppe nach diesem Absatz abgebildet. Dieser Unterschied ist nicht einfach auf sterische Faktoren zurückzuführen, denn die Änderungen der relevanten Winkel sind bis auf Bruchteile eines Grades ident: in der spiegelsymmetrischen Form von 3-Aminopropionamid beträgt beispielweise der Winkel C-C-N 115,74°, im entsprechenden Übergangszustand 118,22°; in den beta-Alanin-Analogen sind die C-C-O-Winkel 115,77° und 118,39°.

(COOH-Rotation ausgehend von gestrecktem beta-Alanin)

(3-Aminopropionamid, Struktur 2) (3-Aminopropionamid, Struktur 3) Die zweite intramolekulare Wechselwirkung, N-H···O=C, ist dagegegen in 3-Aminopropionamid und beta-Alanin nahezu gleich. Sie ist in beiden Fällen keine Wasserstoffbrücke, sondern von anziehender elektrostatischer Natur und hat gerade genug Einfluss, um eine dritte Orientierung der Aminogruppe zu verhindern. Im Falle von 3-Aminopropionamid bewirkt sie zusätzlich eine Kopplung der Drehungen der beiden funktionellen Gruppen zu einem komplexen Reaktionsschema mit drei Sattelpunkten zwischen den beiden Konformeren, die neben diesem Absatz gezeigt sind.


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